Zwischen euch verschwinden von Gudrun Lerchbaum

Maria ist geschieden, Maria hat ein Kind verloren, Maria pflegte ihre Mutter und die ist nun tot. Maria weiß nicht, ob sie ihr nicht doch, weil Mutter es so wünschte, das Kopfkissen aufs Gesicht gedrückt hat. Total überfordert verläßt sie das Haus, will eigentlich nur einfach frühstücken, bleibt dann aber doch in einem Hotel und als sie am nächsten Tag zurückkommt, steht ein Polizeiwagen vor dem Haus. Maria will nachdenken und verschwindet. So lange das Geld reicht, reist sie durch die Gegend, als das Geld knapp wird gerät sie in prekäre Arbeitsverhältnisse und wird aufs übelste ausgebeutet. Erst in der Gastronomie, dann in der Pflege.

Ist es nun ein Krimi? Klassisch gesehen nicht! Praktisch gesehen, ist es egal, denn es ist ein spannendes Buch mit einem aktuellen Thema. Die Verhältnisse in der Pflege, genauer gesagt, in der 24 Stunden Pflege, die auch wenn sie über Agenturen vermittelt wird, schon mal an Prostitution grenzt. Steht etwa Intimpflege im Vertrag, ist hier nicht Wachlappen und Seife im Genitalbereich gemeint.

Gudrun Lerchbaum schafft es wunderbar sachliches in den Erzählstrom zu weben, ohne den Leser, die Leserin, zu belehren.

Fazit: Unbedingt lesenswert!

Zwischen euch verschwinden
Autorin: Gudrun Lerchbaum
Verlag: Haymon
ISBN: 9783709982105
Preis: 16,90 €

Giftiges Glück von Gudrun Lerchbaum

Vienna Weed … wenn das nicht nach Walzer oder einem smoothingen Jazzstück klingt … was es aber nicht ist. Vienna Weed ist sozusagen der stille, mörderische, glückmachende Protagonist in Gudrun Lerchbaums Roman.

Es ist Bärlauchsaison, in den Wäldern rund um Wien wächst er üppig und wird gerne gesammelt. Doch dieses Jahr hat er eine Besonderheit. Durch einen Pilzbefall ist der Bärlauch wohl nicht mehr unter den Heilkräutern einzuordnen, denn der Genuss ist tödlich. Allerdings sterben die Leute sehr glücklich, denn das Kraut hat auch eine psychoaktive Wirkung. Nun sollte man denken, dass er gemieden wird, doch nein, es beginnt ein regelrechter Run. Lebensmüde, Verzweifelte, Menschen mit unheilbaren Krankheiten und solche mit kriminellen Absichten versuchen sich das giftige Glück zu sichern.

Auch Kiki, die wegen Todschlags im Gefängnis war und sich nach ihrer Entlassung um die an MS erkrankte Olga Schattenberg kümmert, ist im Wald unterwegs. Nicht für sich will sie das Kraut, sondern Olga hat sie geschickt, um einen Ausweg zu haben, wenn sich ihre Erkrankung verschlimmert. Im Wald trifft Kiki auf Jasse, einer knapp 14-jährigen, die nicht nur mit den üblichen pübertären Problemen kämpft, sondern auch mit dem Verlust ihrer Mutter, die die Familie verlassen hat. Als eine alte Bekannte Kikis beim Genuss einer Pizza in Kikis und Jasses Gesellschaft stirbt, geraten die Beiden in Verdacht nachgeholfen zu haben. Denn Kiki hatte sehr wohl einen Grund die Dame zu beseitigen.

Gudrun Lerchbaum hat mit „Das giftige Glück“ einen sehr besonderen Roman geschaffen, der den Nerv der Zeit trifft. Kiki und Olga Schattenberg sind bereits aus dem letzten Buch der Autorin, Wo Rauch ist …, bekannt und da die Autorin ihr Handwerk versteht und Charaktere mit Ecken und Kanten erschafft, war es sozusagen ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Gudrun Lerchbaum hat ein ausgesprochenes Geschick dafür, die Probleme unserer Zeit aufzugreifen und in eine spannende Erzählung zu packen. Sie erhebt dabei nicht belehrend den Zeigerfinger, sondern legt ihn dahin wo es wehtut, ohne groß zu dramatisieren.