Die Rückkehr von Anne B. Ragde

Mit dem Lügenhaus begann Anne B. Ragdes Geschichte über die Familie Neshov und von Torunn, der Anerbin des Hofes. Mittlerweile gibt es 6. Bände über die Familie Neshov und mit Rückkehr schließt Anne B. Ragde die Serie.

Ich habe alle sechs Bücher gelesen. Die ersten drei mit Begeisterung, den 4. Teil eher aus Liebe zu den Charakteren, beim 5. Teil wurde es wieder besser und beim 6. habe ich zu meiner alten Begeisterung zurückgefunden … aber die Etnscheidung, die Reihe hier enden zu lassen, finde ich richtig. Torunn Breiseith hat sich gefunden, die Lügen der Familie sind auf den Tisch gekommen. Kurz, es ist Ruhe eingekehrt.

Übersetzung aus dem Norwegischen: Gabriele Haefs

Milch oder Blut von Liza Cody

Seema Dahami ist Mitte 20, lebt in London, Vegetarierin, hat einen Freund mit dem sie gut zurecht kommt aber auch nicht mehr, weniger gut kommt sie mit ihrer koscher lebenden Mutter zurecht, die ihrerseits nicht viel positives über ihre Tochter zu sagen hat. Seema ist Gärtnerin aus Leidenschaft, neben kleinen Vorstadtgärten, Terrassen und Blumenkästen, bepflanzt sie auch eine Verkehrsinsel. Eigentlich ein langweiliges normales Leben, ohne große Aufregungen, womit es allerdings schnell vorbei ist, als sie eines abends Lazaro kennenlernt, einen sehr viel älteren, kultivierten Herrn.

Milch und Blut nicht zu mischen ist die einzige jüdische Speiseregel, die für die sonst nicht gläubige Seema Sinn macht. Ansonsten glaubt sie nicht an das Übersinnliche. Doch was, wenn ihr neuer Freund vielleicht ein Vampir ist? Seit der Begegnung mit Lazaro kommt so einiges ins Schwanken in Seemas Leben und so undurchsichtig ihre neuen Bekannten sind, so klar wird ihr was sie bei den ihr vertrauten Menschen übersehen hat.

Liza Cody lässt sich auch bei dieser Geschichte nicht von einem Genre einengen. Sicher es gibt eine Kriminalgeschichte, aber da ist auch soviel mehr. Die Autorin lässt ihre Protagonistin äußerst geschickt, zwischen Traum und Wirklichkeit den Weg zu sich selbst finden. Eine absolute Leseempfehlung.

Das Haus über dem Fjord von Kristin Valla

Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Elin in ihren Geburtsort zurück um das Haus aufzulösen und zu verkaufen. Es wird eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit, auf der sie erkennt, dass bei weitem nicht alles so war, wie es ihr damals erschien. Mittlerweile lebt sie in Oslo, ist Journalistin für ein Modemagazin und denkt, sie hätte sich von dem kleinen Ort an der nordnorwegischen Küste und von dem Haus über dem Fjord gelöst. Doch auch das ist nicht ganz so, wie sie vermutet. Ihre ganze Jugend war von einem dramatischen Ereignis überschattet. An einem Tag wurden ihr Vater und ihre Brüder von einem Erdrutsch verschüttet und ihre Mutter versank in Trauer.

Das Haus über dem Fjord ist der dritte Roman von Kristin Valla und die Autorin weiß eine Geschichte aufzubauen und zu erzählen. Der Aufbau ist einfach und überschaubar. Es gibt Rückblenden in die Vergangenheit, die mit dem abgeglichen werden, was Elin während ihres Aufenthaltes und ihrer Suche erfährt. Doch das Buch hat auch ein Manko. Im letzten Viertel, Elins Nachforschung über die Vergangenheit ihres Vaters, haben sie in ein französisches Dorf geführt, und ab hier beginnt Kristin Valla die Geschichte zu überfrachten. Hätte sie der Versuchung widerstanden, diesen Twist einzufügen, wäre es ein rundherum gelungenes Werk geworden.

Das Haus über dem Fjord

Roman
OT: Ut av det blå
Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen

320 Seiten

ISBN: 978-3-86648-649-2

Erscheinungsdatum: 20.09.22

Wütende Bärin von Ingebjørg Berg Holm

Njål hat sich von Sol getrennt, die Mutter werden wollte, aber es nicht konnte. Nach Sol war er mit Nina zusammen, die nie Mutter werden wollte, es aber wurde. Nach Lottas Geburt versank sie in eine postnatale Depression, Njål verließ sie und nahm Lotta mit. Während es zwischen Nina und Njål zu einem Rosenkrieg vom Feinsten kommt, kommen sich Njål und Sol wieder näher. Alle drei wollen eines: Lotta!

Diese sehr spannende Geschichte lässt sich nur schwer beschreiben, denn die Verwicklungen sind schon komplex. Da ist einmal Nina, von Beruf Glaciologin, die nicht nur mit Njål um das Sorgerecht für ihre Tochter kämpft, sondern auch darum, wer von ihnen ein Forschungsprojekt auf Spitzbergen betreuen darf. Nina ist verletzlich, sehnt sich nach ihrer Tochter, kann aber im Grunde nicht viel mit ihr anfangen. Während Njål sie als unfähige, wenn nicht sogar für das Kind gefährliche Mutter darstellt, beschuldigt sie ihn indirekt des Kindesmissbrauchs.

Njål wiederum etabliert sich als Supervater. Überhaupt hat er so ein vertracktes Ding damit laufen, sein Sperma zu verteilen, da er, wie er öfters betont „nicht so ein Mann ist“ geht er nicht fremd, sondern spendet großzügig bei einer Samenbank. Überhaupt betont er gerne, dass er nicht so ein Mann ist. Meistens dann, wenn er gerade etwas getan hat, was „so ein Mann“ tun würde.

Sol nun ist Pastorin, allerdings ohne von sich zu behaupten Christin zu sein. Sie und Njål waren lange zusammen, verheiratet und haben mehrfach versucht ein Kind zu bekommen, doch es gab nur Fehlgeburten, was Sol schließlich in eine Depression abgleiten ließ und Njål zu Nina führte. Als sich nach der Trennung von Nina wieder zusammenkommen, kümmert sie sich um Lotta. Doch nachdem sie schwanger wird und sich entschließt, das Kind trotz Behinderung zu bekommen, verlässt Njål sie erneut und Nina und er wollen es noch einmal versuchen und auch gemeinsam das Forschungsproejkt auf Spitzbergen angehen.

Alle drei Personen, aus deren jeweiligen Perspektive die Geschichte erzählt wird, eint im Grunde nur eines. Sie wollen Lotta für sich haben und dafür gehen sie sehr weit.

Wütende Bärin ist kein typischer Thriller, aber ganz sicher ein spannendes, vielschichtiges Buch, das ich nur wärmstens empfehlen kann.